Mitte September 2024 fand die 35. ACM Hypertext Konferenz unter dem Motto „Creative Intelligence” statt. Die Konferenz befasst sich mit allen Aspekten der modernen Hypertextforschung. Nach Hof (2019), Florida (2020), Dublin (2021), Barcelona (2022) und Rom (2023) war diesmal die Adam- Mickiewicz-Universität im polnischen Poznań der Gastgeber. Lisa Eidloth, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Informationssysteme (iisys), berichtet von ihren Erlebnissen vor Ort.

“Die HT, wie sie oft genannt wird, ist eine kleine, familiäre und prestigeträchtige Konferenz mit langer Tradition. Sie findet seit 1987 fast jährlich und international statt. Die Adam Mickiewicz Universität ist eine von mehreren Universitäten in Poznań. Ihre jahrhundertealte Tradition spiegelt sich in den altehrwürdigen Gebäuden wider, von denen das „Collegium Maius” der Veranstaltungsort der diesjährigen Konferenz war.

Die Forschungsgruppe “Visual Analytics” des Instituts für Informationssysteme (iisys) war in diesem Jahr wieder vertreten. Mit insgesamt vier Publikationen im Gepäck reisten wir nach Poznań. Dabei waren Claus Atzenbeck (Forschungsgruppenleiter), Daniel Roßner (Doktorand der Forschungsgruppe), Saeid Khoobdel (wissenschaftliche Hilfskraft der Forschungsgruppe) und ich, Lisa Eidloth (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe). Für mich war es die erste Konferenz, zu der ich reisen durfte. Doch nicht nur für mich war die Konferenz in diesem Jahr etwas Besonderes – zum ersten Mal überhaupt fand eine “Summer School” im Rahmen der ACM Hypertext statt.

Unter dem Titel “INTR/HT Summer School” stellten Claus Atzenbeck und Dene Grigar ein Programm speziell für interessierte Masterstudierende sowie Doktoranden und Doktorandinnen im Bereich Hypertext und verwandter Themengebiete zusammen. Aus unserer Forschungsgruppe nahmen Daniel, Saeid und ich teil.
Unsere Reise begann daher schon vor der offiziellen Konferenz. Am 6. September reisten wir mit dem Zug nach Poznań. Zusammen mit fünf weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Kanada, den USA, England und Polen nahmen wir an einem interessanten Programm zwei Tage vor dem eigentlichen Konferenzbeginn teil. Das Programm umfasste eine Begrüßung durch den diesjährigen Gastgeber der Konferenz, Mariusz Pisarski, Vorträge der Teilnehmer der Summer School zu ihren Forschungsschwerpunkten und -interessen, allgemeine Informationen zur Konferenz und dem Forschungsfeld Hypertext sowie Diskussionen zu forschungsrelevanten Themen. Auch ein gemeinsames Abendessen und regelmäßige Meetings zur Begleitung während der Konferenz waren Teil des Programms.

Bild: Frode Hegland;
Teil der diesjährigen ACM Hypertext Konferenz war auch der von Claus Atzenbeck und Jessica Rubart (TH Ostwestfalen-Lippe) organisierte und in diesem Jahr zum siebten Mal stattfindende “Workshop on Human Factors in Hypertext (HUMAN)”. Dort durfte ich zu zwei unserer diesjährigen Publikationen mit den Titeln Stepping into the Unknown: Immersive Spatial Hypertext und Harnessing Hypertext Paradigms to Augment VR Spaces vortragen.
Ebenfalls am zweiten Tag der Konferenz hielt Claus Atzenbeck einen Vortrag zum Thema Unwinding AI’s Moral Maze: Hypertext’s Ethical Potential. Am dritten Konferenztag stellte Daniel Roßner eine im Rahmen seiner Doktorarbeit durchgeführten Studie mit dem Titel PAIRWISE: From Spatial Structure to Knowledge vor.

Bild: Frode Hegland;
Neben all unseren selbst vorbereiteten und gehaltenen Vorträge bot die Konferenz uns natürlich auch die Gelegenheit zu regem Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Perspektiven rund um das zentrale Thema Hypertext. Da es für mich die erste Konferenz dieser Art war, war es eine besonders gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und endlich die Personen hinter den Publikationen kennenzulernen, über die man während der eigenen Arbeit stolpert.
Doch nicht nur die insgesamt fünf Workshops und viele interessante Vorträge, thematisch zusammengefasst in sogenannten „Sessions“, waren Teil des Programms der diesjährigen Konferenz. Das Motto „Creative Intelligence“ wurde auch durch praxisnahe Arbeiten und kreativ-künstlerische Auseinandersetzungen mit verschiedensten Themen eindrucksvoll dargestellt.

Bild: Frode Hegland;
Für meine Arbeit konnte ich viele neue Eindrücke und Perspektiven gewinnen. Ich habe interessante Menschen kennengelernt, viel positive Resonanz und Motivation erhalten und wertvolle Kontakte für meine zukünftige Arbeit geknüpft. Auch die Teilnahme an der bereits erwähnten Summer School war für mich in vielerlei Hinsicht bereichernd – sei es durch das Knüpfen von Kontakten, die engagierte Begleitung während der Konferenz oder den regen fachlichen Austausch mit den anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen und den Organisatoren der Summer School.
Man könnte sich nun kritisch fragen, warum Wissenschaftler um die ganze Welt reisen, um an Konferenzen teilzunehmen, wo dies doch mittlerweile auch ohne physische Präsenz möglich ist. Mein Fazit dazu: Reisen ist anstrengend, zeitintensiv und kann durchaus teuer sein, aber nichts ersetzt den direkten Kontakt zu Kollegen und Menschen mit ähnlichen Interessen. Das persönliche Erleben einer wissenschaftlichen Gemeinschaft ist etwas ganz Besonderes. Es geht nicht nur um den fachlichen Austausch, sondern auch um das Gemeinschaftsgefühl und das Teilen von Interessen – insbesondere in einem internationalen Umfeld. Dazu gehören sowohl fachliche Diskussionen als auch ein traditionelles „Conference Dinner“.
Erwähnen sollte ich wohl auch, dass die 2019 an der Hochschule Hof stattgefundene ACM Hypertext Konferenz nach wie vor bei vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Forschungsfeldes in guter Erinnerung ist. Das Motto dieser Konferenz, „Tear down the Wall“ stand sinnbildlich für einige positive Entwicklungen innerhalb des Forschungsfeldes.”
