Wie kann Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffverarbeitung tatsächlich funktionieren? Die Studierenden des Studiengangs „Ingenieurwissenschaften“ und des Moduls „Nachhaltige Kunststoffverarbeitung“ haben sich in den vergangenen Wochen genau dieser Frage gestellt – und dabei spannende Einblicke in Unternehmen gewonnen, die innovative Recyclinglösungen umsetzen.

Den Anfang machte die Böhme GmbH Wertstofferfassung in Rehau. Geschäftsführer Stefan Böhme zeigte mit einem eindrucksvollen Vortrag, welche Hürden es bei der Sortierung und dem Recycling von Verpackungen gibt. Besonderen Eindruck hinterließen seine Praxisbeispiele zu Greenwashing und die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Methoden zur Berechnung von Recyclingquoten. Betriebsleiter Lars Hillebrand führte die Studierenden anschließend durch die hochmoderne Sortieranlage, die mit NIR-Scannern und automatisierten Fördersystemen eine Sortierquote von über 50 % erreicht – ein starker Beleg für effektive Kreislaufwirtschaft im Verpackungssektor.
Bei der POLIFILM Gruppe bekamen die Studierenden Einblicke in das Folienrecycling der POLICYCLE Deutschland GmbH. Thomas Schlüter (Geschäftsführer der POLIFILM Extrusion GmbH), Tino Amler (Werkleiter der POLICYCLE Deutschland GmbH) und Ralf Hoffmann (Leiter F&E) nahmen sich viel Zeit, um die strategischen Ziele und technischen Prozesse zu erklären. Besonders das „Wohnzimmer“ von Werkleiter Tino Amler – die Recyclingproduktion – beeindruckte durch innovative Verfahren und die spürbare Begeisterung für nachhaltige Lösungen. Für viele Studierende ein Motivationsschub, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Die Besuche bei der KomRec-ReCond GmbH und der Barthmann Recycling GmbH zeigten, wie wichtig Post-Industry-Recycling für eine nachhaltige Kunststoffverarbeitung ist. Geschäftsführer Olaf Thannheiser erläuterte anschaulich, wie aus Produktionsausschuss, Stanzresten oder Rückläufern wieder hochwertige Kunststoffgranulate entstehen, die Primärrohstoffe ersetzen. Mit Blick auf die neue EU-Ökodesign-Verordnung ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) wird dieser Recyclingansatz künftig noch wichtiger – Unternehmen müssen ihre Materialstrategien nachhaltiger gestalten und den Rezyklateinsatz nachweisen.

Zum Abschluss stand Anfang Juni mit Saperatec ein wahres Pionierunternehmen auf dem Programm. Tobias Otto, Entwicklungsingenieur, zeigte, wie es Saperatec gelingt, Polyethylenbeschichtungen aus Verbundmaterialien – etwa Tetra Pak-Verpackungen – zu trennen und das zurückgewonnene PE als Rezyklat wieder nutzbar zu machen. Ein wichtiger Beitrag, um geschlossene Materialkreisläufe zu verwirklichen.

Die Exkursionen verdeutlichen, dass nachhaltige Werkstoffkreisläufe nicht nur technisches Wissen erfordern, sondern auch partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und angehenden Fachkräften.
Unser herzlicher Dank gilt allen Beteiligten für die offenen Türen, den intensiven Austausch und die praxisnahen Einblicke!