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Im Zeichen der Pandemie: Erfahrungen aus dem Sommersemester 2020

Matthias Gedler, Student

Was ist gut gelaufen im digitalen Sommersemester 2020?

Hervorzuheben ist in aller erster Linie der außergewöhnliche Einsatz der Dozenten bei der Umstellung auf die digitale Lehre und die damit verbundene Sicherstellung der Lehre. Positiv sind mir auch die innovativen Ansätze in der Lehre aufgefallen mit einer Mischung aus Selbststudium, Vorlesungen und Übungen (Benchmark: Methoden und Strategiekonzepte im Einkauf).

Des Weiteren ist die zügige Erstellung der Abweichungssatzung, als Reaktion auf die außergewöhnlichen Umstände, positiv hervorzuheben. Damit einhergehend muss auch die unbürokratische Anpassung der Prüfungsformen lobend erwähnt werden. Insbesondere für uns Masterstudierende wird somit gewährleistet, dass wir kein komplettes Jahr “verlieren”.

Was ist eher nicht so gelaufen?

Laut Aussage von Studierenden verschiedener Studiengänge wurden Inhalte einfach auf Moodle hochgeladen und als Selbststudium definiert. Gerade in Anbetracht der Umstände sollte hier jedoch extrem auf Umfang und Studierbarkeit geachtet werden. Projekte mit ähnlichem Umfang, wie in den vorherigen Semestern, haben durch eine ausschließliche Online-Bearbeitung wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Teilweise hat auch die Technik einzelner Professoren gestreikt. Da dies jedoch auch Studenten betreffen kann, sollte hierbei über die Anschaffung von Leihtablets oder -notebooks nachgedacht werden.

Zudem fehlte eine angemessene finanzielle Unterstützung der Studierenden, die durch Corona weniger oder überhaupt nicht mehr arbeiten konnten (betrifft jetzt die HS nur indirekt).

Wie hat sich das digitale Semester für Sie angefühlt?

In einem Wort zusammengefasst: unbefriedigend.

Unabhängig von allen positiv zu erwähnenden Leistungen seitens der Hochschule, muss ich doch aus meiner Sicht und der vieler Studierender (vgl. Umfragen z.B. in der Fakultät Ing) sagen, dass dieses Semester mit 100% Online-Lehre für mich nicht befriedigend war. Dass dies in Anbetracht der Situation der einzig gangbare Weg war steht außer Frage, jedoch habe ich mich vor knapp fünf Jahren bewusst aus Gründen, auf die ich noch eingehen möchte, für eine Hochschule und gegen die Uni entschieden. Die Gründe, die mich damals zu dieser Entscheidung bewegt haben, haben dieses Semester jedoch fast alle gefehlt. Beispiele hierfür sind der fehlende persönliche Kontakt zu den Dozenten und Kommilitonen, die zahlreichen kurzen Gespräche auf den Gängen, der umfassende Ausfall des “klassischen” Studentenlebens mit Partys, Quizabenden, Sportevents, Gesprächen auf der Terrasse, Grillabenden an der HS, etc… Zusätzlich zu den Online-Vorlesungen waren viele Studierende mit Werksstudentenstellen oder Praktika im Home-Office. Dies hat dazu geführt, dass man teilweise bis zu 12h am Stück nur auf den Bildschirm schaut ohne dass man angemessene Pausen einlegen kann. Unter gesundheitlichen Aspekten ist dies meiner Meinung nach sehr bedenklich.

Was planen Sie aus diesem Semester mit in die Zukunft zu nehmen?

100% Digitalisierung / Online-Lehre ist nicht die Lösung! Die HS wird dadurch ihrer größten Anreize beraubt.

Für mich war es jedoch eine interessante Erfahrung Meetings online zu organisieren und dadurch ein komplettes Team/Projekt virtuell zu führen. Gerade in Anbetracht einer globalisierten Welt war dies eine wichtige und interessante Erfahrung, die ich ohne Corona wahrscheinlich nicht während meines Studiums hätte machen können.

Auch der Einsatz von kreativen Maßnahmen in einem dynamischen Umfeld wird mir im Gedächtnis bleiben. Abschließend hoffe ich jedoch, dass es nicht nötig sein wird sich an diesen Zustand der Lehre und des Arbeitens zu gewöhnen, da er wie zuvor bereits erwähnt in diesem Umfang sehr unbefriedigend ist und das Knüpfen neuer Kontakte praktisch nicht möglich ist.

Matthias Gedler

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