Wie nehmen Studierende das Leben in Hof wahr – und wie unterscheidet sich diese Perspektive von der der einheimischen Bevölkerung? Mit dieser Frage hat sich ein Forschungsseminar der Studierenden des Studienganges Wirtschafts- und Organisationssoziologie an der Hochschule Hof unter Leitung von Gerhard Plietsch beschäftigt. Die Ergebnisse beruhen auf einer mündlichen Befragung von 223 Studierenden und 228 Hoferinnen und Hofern. Der umfangreiche Bericht gibt nun erstmals Einblicke in Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Gruppen in Bezug auf Freizeitverhalten, kulturelle Teilhabe, Gastronomie, Engagement – und das Lebensgefühl in der Stadt insgesamt.

Der Untreusee ist für beide Gruppen ein klarer Lieblingsort – sowohl Studierende als auch Einheimische gaben ihn am häufigsten als Ort an, an dem sie am liebsten ihre Freizeit verbringen. Auch der Theresienstein sowie Cafés und Kneipen stehen hoch im Kurs. Dennoch zeigt die Befragung, dass Studierende Freizeitangebote oft seltener nutzen, obwohl sie sie kennen. Besonders deutlich wird das bei kulturellen Einrichtungen und Angeboten im Umland.
Rund 42 Prozent der Studierenden vermissen bestimmte Freizeitangebote – doppelt so viele wie in der übrigen Bevölkerung. Genannt wurden vor allem günstige Cafés und Bars, Veranstaltungsräume für Studierende, Sport- und Erlebnisangebote wie Lasertag, Escape Rooms oder Tanzkurse.
Kulturelle Teilhabe: Informationsdefizit bei Studierenden
Ob Theater, Museum oder Volkshochschule: Die Hofer Bevölkerung ist mit den kulturellen Einrichtungen deutlich besser vertraut und nutzt diese auch häufiger. So haben etwa 60 Prozent das Theater Hof besucht, unter den Studierenden sind es nur rund 34 Prozent. Auch die Hofer Filmtage sind zwar weitgehend bekannt, werden aber von Studierenden deutlich seltener besucht.
Ein Grund hierfür liegt offenbar in der Kommunikation: Während sich 47 Prozent der Hofer Bevölkerung „gut“ informiert über das kulturelle Leben fühlen, sind es bei den Studierenden nur 34 Prozent. Gleichzeitig setzen beide Gruppen auf unterschiedliche Informationsquellen: Studierende nutzen vor allem Instagram und persönliche Kontakte, während die Hofer stärker auf klassische Medien wie Zeitung, Radio oder auf die Plattform Facebook setzen.



Gastronomie – jung trifft alt
Das gastronomische Angebot wird von Studierenden und Hoferinnen und Hofern unterschiedlich wahrgenommen. Gaststätten wie das „Butlers“, das „Rossini“ oder die „Neunbar“ sind beiden Gruppen gut bekannt – und werden rege besucht. Andere Lokale wie die „Wechselbar“ oder das Café „Zur Auszeit“ haben hingegen eine deutlich jüngere Zielgruppe und sind der älteren Bevölkerung oft unbekannt.
Auffällig: Nicht-deutsche Befragte gaben häufiger an, bestimmte Lokale nicht zu kennen oder sie nicht zu besuchen. Dies deutet auf eine noch unzureichende Integration in das städtische Freizeitleben hin – ein Thema, das sich auch bei der Wahrnehmung kultureller Angebote wiederfindet.
Starkes Engagement – noch wenig Bindung
Rund 18 Prozent der Studierenden engagieren sich ehrenamtlich, etwa in Hochschulgruppen, im Pflegebereich oder in der Kultur. In der Hofer Bevölkerung liegt dieser Wert mit 13 Prozent etwas niedriger – allerdings sind mehr Hoferinnen und Hofer Mitglied in Vereinen. Gerade bei den Studierenden fehlt es jedoch oft an passenden Angeboten oder Sichtbarkeit. Trotz Engagements fühlen sich viele Studierende mit Hof kaum verbunden: Nur 13 Prozent gaben an, sich „sehr“ mit der Stadt verbunden zu fühlen, bei der Hofer Bevölkerung liegt dieser Wert bei 32 Prozent. Besonders Zugezogene oder Jüngere zeigten eine geringere emotionale Bindung zur Stadt.
Wünsche an die Stadt: Mehr Busse, mehr Leben
Besonders laut ist der Ruf nach mehr Mobilität: Eine bessere Taktung und Anbindung im ÖPNV steht ganz oben auf der Wunschliste vieler Studierender. Auch mehr Events für junge Leute, ein lebendigeres Nachtleben und neue Freizeitangebote werden gefordert. Die Stadt solle sich – so die implizite Botschaft – stärker als Lebens- und Begegnungsort für junge Menschen verstehen.
Hof hat Potenzial
Es gibt in Hof viele gemeinsame Anknüpfungspunkte, aber auch Wahrnehmungslücken und strukturelle Unterschiede, die überbrückt werden können. Ein stärkeres Miteinander, bessere Kommunikation und gezielte Angebote für junge und diverse Zielgruppen könnten helfen, das Potenzial der Stadt noch besser auszuschöpfen.



