Studierende, die noch nicht allzu lange in der Stadt sind, dürften sich am 27. Mai verwundert die Augen reiben: Ausgerechnet an einem Montag steht die Stadt Hof Kopf und feiert ihren jährlichen „Nationalfeiertag“. Der „Schlappentag“ ist nicht nur das Typischte aller regionalen Feste und fast sechs Jahrhunderte alt, sondern seit einigen Jahren auch Immaterielles Bayerisches Kulturerbe. Neben einem farbenprächtigen Festumzug des Handwerks gehören unter anderem auch eine Hussitenführung und ein offenes „Schlappenschießen“ für Bürgerinnen und Bürger zum Programm.

Am Montag nach Trinitatis – also eine Woche nach Pfingsten – feiert man in der Saalestadt ausgelassen. Der Schlappentag geht zurück auf einen Überfall der Hussiten im Jahr 1430, in dessen Folge die Hofer Bürger und Handwerker von ihrem Landesherren, dem Markgraf zu Brandenburg, zu regelmäßigen Schießübungen verpflichtet wurden. Seit dem Jahr 1432, das auch als Gründungsjahr der Schützengilde gilt, fanden diese statt, wobei viele den letztmöglichen Termin wählten, also jenen Montag nach Trinitatis. Diese jährlichen Schießübungen hatten einen sehr zweckmäßigen Charakter. Dies erklärt auch den Namen des Tages, denn man ging in „Schlappen“ zum Schießplatz. Dies waren keineswegs die heutigen Hausschuhe, sondern haltbare Holzschuhe, die im Mittelalter zur Arbeit getragen wurden.

Ein 5,50 Meter großes Schützendenkmal am Eingang des Festgeländes erinnert an diese Tradition und zeigt die Metamorphose vom Handwerker zum Schützen. So ist der Schlappentag auch ein Fest der Handwerker, da sich die gegründete Schützengilde zumeist aus Handwerkern rekrutierte, die ebenfalls an regelmäßigen Schießübungen und Wettbewerben teilzunehmen hatten.
“Bürger-Schlappenschießen” für jedermann
Das traditionelle Schlappenschießen am Sonntagmorgen, zu dem rund 100 Honoratioren aus Handwerk, Schützen, Politik und Wirtschaft persönlich aufgefordert werden, nimmt die Tradition der alten Schießübungen auf. Als Preis winkt dem neuen „Schlappenkönig“ oder der neuen „Schlappenkönigin“ anstelle früherer Steuerfreiheit die einjährige Befreiung von städtischen Parkgebühren. Dabei zählt einzig, wer den besten aller Schüsse abgibt.
Am Nachmittag des 26. Mai (Sonntag) 2024 können dann auch Bürgerinnen und Bürger – und selbstverständlich auch Studierende – ihr Schießglück versuchen: Dann veranstaltet die Hofer Sportschützenvereinigung (HSSV) von 14 bis 17.30 Uhr das sogenannte „Bürgerschießen“ am Schießhäuschen (Adresse: Schießgraben 1, Hof). Geschossen wird dabei mit dem Luftgewehr aus 10 Metern. Zu gewinnen gibt es Geld- und Getränkepreise. Der beste Schuss kommt in die Wertung zum „Bürger-Schlappenkönig 2024“.
Empfang vor dem Rathaus
Am Montag, 27. Mai 2024, beginnt der eigentliche Hofer Schlappentag für einige dann bereits sehr früh: Ab 5.30 Uhr werden ausgewählte Honoratioren durch Bläser, welche die Melodie „Herr Hauptmann, die Schützen haben kein Geld“ spielen, aus ihren Betten befördert. Ab 9 Uhr trifft man sich dann in Tracht und traditioneller Handwerker-Kleidung vor dem Hofer Rathaus, wo der neue Schlappenkönig proklamiert und die Delegationen anderer Städte begrüßt werden. Im Anschluss daran beginnt um 9:30 Uhr der Festumzug vom Rathaus bis zum Schießhäuschen. Im Festzelt können die Hoferinnen und Hofer und ihre Gäste schließlich bis 22 Uhr auch das bekannte Hofer Schlappenbier genießen, das extra für diesen Anlass eingebraut wird und ein echtes Starkbier ist.

Hussitenführung – eine Reise in die Vergangenheit
Die Hussitenführung gehört bereits seit Jahren fest zum Programm des Hofer Schlappentags und findet klassischerweise am Sonntag (26.6.24) vor dem Schlappentag statt. Die Besucherinnen und Besucher können auf eine abwechslungsreiche Reise durch die Vergangenheit und verschiedene Szenen, die in die Geschichte des Hofer Schlappentags entführen, gespannt sein. Die zweistündige Führung ist deutschsprachig und beginnt um 14 Uhr an der Hofer Michaeliskirche (Kirchplatz 4, Hof). Karten gibt es für 5 Euro direkt bei der Führung.