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Hochschule analysiert Kooperationspotentiale mit regionaler Wirtschaft

Viel Bedarf an qualifizierten Fachkräften, Digitalisierung und KI

Die Hochschule Hof hat im Rahmen einer umfassenden Bedarfsanalyse die Bedürfnisse und die Kooperationsbereitschaft regionaler Unternehmen untersucht. Die Studie wurde auf Initiative der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Hof e.V. und ihres Vorsitzenden Andreas Pöhlmann ins Leben gerufen und am Digitalen Gründerzentrum Einstein1 vorgestellt. Zentrale Herausforderungen der heimischen Unternehmen sind demnach der Mangel an qualifizierten Fachkräften, die digitale Transformation sowie bürokratische Hürden.

Auf dem Bild: Andreas Pöhlmann (Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Hof e.V.), Peter Berek (Landrat des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge), Angela Bier (Bürgermeisterin Stadt Hof), Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann (Hochschulpräsident), Prof. Dr. Jens Kirchner, Dr. Oliver Bär (Landrat Landkreis Hof);

In seiner Begrüßung betonte Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann:

Die Hochschule Hof steht seit ihrer Gründung dafür, Impulse zu setzen und ihre Leistungen für die Region einzubringen – dies gilt insbesondere auch gerade jetzt in den Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen. Wir müssen Leistungselemente verknüpfen und so Neues entstehen lassen und gemeinsam die Innovation unserer Wirtschaft vorantreiben.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann, Hochschulpräsident

Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Institut für Wirtschafts- und Organisationsforschung der Hochschule Hof (iwo) unter Leitung von Prof. Dr. Jens Kirchner, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und den Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Valentina Mönch und Lisa-Marie Mosebach. Sie basiert auf einer Kombination elf qualitativer Interviews mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern der Branchen Automobilzulieferung, Textilindustrie, IT/Software sowie Handel und Logistik sowie einer anschließenden und breit angelegten Online-Befragung von 619 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen.

Konkrete Bedürfnisse ermitteln

„Das Ziel unserer Arbeit war: Wir wollten herausfinden, welche Bedürfnisse haben die Unternehmen unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Branchen. Besonders interessiert haben uns dabei die Bereiche Personalbedarf, Forschungsaktivitäten und Kooperationsbereitschaft mit der Hochschule“, so Prof. Dr. Jens Kirchner. Und weiter:

„Klar wurde früh, dass technisches Know-how, IT-Anwendungswissen und Projektmanagementkompetenzen in der Wirtschaft zunehmend gefragt sind – besonders bei mittelständischen und größeren Betrieben“.

Prof. Dr. Jens Kirchner
Die Bedarfsstudie wurde im Digitalen Gründerzentrum Einstein1 vorgestellt; Bild: Hochschule Hof;

Herausforderungen unterscheiden sich kaum nach Betriebsgröße

In den persönlichen Interviews mit Unternehmensvertretern konnte so ein über alle Betriebsgrößen hinweg recht einheitliches Bild ermittelt werden: „Die Belastungen der Betriebe resultieren aus hoher Bürokratie, hohen Energiepreisen und generell gestiegenen Kosten. Auch die Konsumzurückhaltung im Inland sowie ein großer Personalbedarf machen die Unternehmerinnen und Unternehmer zu schaffen“, so der Studienleiter.

Allerdings gibt es ein großes Plus: Die geographische Lage der Region wird von den befragten Unternehmen mehrheitlich als vorteilhaft eingeschätzt, insbesondere durch die gute Erreichbarkeit über die Autobahnen A9 und A93. Dies erleichtert Logistikprozesse und unterstützt die Anbindung an nationale wie internationale Märkte. Rund 50 % der Unternehmen bewerten ihre infrastrukturelle Anbindung insgesamt als positiv.

ÖPNV und Personalsuche schwierig

Demgegenüber fällt die Bewertung des öffentlichen Nahverkehrs deutlich schlechter aus: Nur etwa 4,4 von 10 möglichen Punkten wurden im Mittel für die ÖPNV-Anbindung vergeben. Besonders problematisch ist dies für Auszubildende, Studierende und Fachkräfte ohne eigenes Fahrzeug – was die Personalgewinnung merklich erschwert. In den qualitativen Interviews wurde das Thema wiederholt aufgegriffen, vor allem von Unternehmen in ländlichen Randlagen oder mit Schichtbetrieb. „Auch der Pendelverkehr wird als Hemmnis empfunden, vor allem in Ost-West-Richtung besteht infrastruktureller Nachholbedarf“, so Prof. Kirchner. Ein ganz massives Problem stelle außerdem die Suche nach qualifiziertem Personal dar. Technische und kaufmännische Qualifikationen seien dabei besonders gefragt: „Die Region kann diese Nachfrage aus sich heraus nicht befriedigen“, so Kirchner. Investitionen ständen in der Gruppe der Befragten demnächst vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Prozessoptimierungen an.

Interesse an Zusammenarbeit noch mehrheitlich bei Großunternehmen

Die Befunde aus den persönlichen Interviews wurden im Nachgang auch durch die Online-Befragungen bestätigt. Zusätzlich wurden hierbei als Herausforderungen häufiger noch politische Risiken und die anstehenden Umstellungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz genannt. Und:

„Es besteht naturgemäß ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bedarf an akademischem Personal und dem Interesse mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen zusammen zu arbeiten. In Großbetrieben werden Digitale Prozesse und KI als größere Herausforderung gesehen als das bei Kleinunternehmen der Fall ist. Und hier lässt sich sagen: Je mehr Interesse an Digitalisierung, desto mehr Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof.“

Prof. Dr. Jens Kirchner

Diese Ergebnisse seien zwar nicht im wissenschaftlichen Sinne repräsentativ, gäben aber einen enorm wertvollen Einblick in die Situation derjenigen Unternehmen, die in der Studie kooperiert hätten.

Zufriedenheit mit Hochschule Hof deutlich überdurchschnittlich

40% der befragten Betriebe haben bereits mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen zusammengearbeitet. Besonders erfreulich dabei: Die Hochschule Hof ist für 66% der kooperationsaktiven Unternehmen ein Partner mit einer überdurchschnittlich hohen Zufriedenheit – ein Ergebnis deutlich über dem Schnitt. Unter den befragten Großbetrieben hatten annähernd alle bereits mit der Hochschule Hof zusammengearbeitet, die meisten davon im Bereich der Werkstudierenden. Viele Unternehmen haben auch bereits positive Erfahrungen in der Betreuung von Abschlussarbeiten oder bei gemeinsamen Forschungsprojekten gesammelt. Die Zufriedenheit liegt hier mit einem Mittelwert von 7,9 von 10 Punkten ebenfalls sehr hoch.

Kooperation vor allem in praxisnahen Formaten gewünscht

Im Bereich Forschung und Entwicklung liegt der Fokus klar auf der digitalen Transformation: Die Unternehmen investieren zunehmend in Künstliche Intelligenz, datengetriebene Prozesse und Automatisierung. Dabei reicht das Themenspektrum von KI-gestützter Qualitätskontrolle und Routenplanung bis zur Kundeninteraktion via Chatbots. Darüber hinaus gewinnen Nachhaltigkeit und Materialinnovationen an Relevanz. So werden etwa umweltfreundliche Produktionsprozesse, alternative Werkstoffe sowie CO₂-reduzierte Verfahren gezielt vorangetrieben.

Prof. Dr. Jens Kirchner bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Bild: Hochschule Hof;

Befragt nach den aktuellen Wünschen einer Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof, ergab sich demnach folgendes Bild: „Produkt- und Materialforschung sind hier besonders von Interesse, aber auch die Markt- und Kundenforschung. Danach kommen dann Unterstützung bei Digitalisierung und KI. Besonders gefragt sind vor allem kleine Weiterbildungsformate, z.B. Seminare in den Bereichen Gesprächsführung, Konfliktmanagement oder Digitalisierung“, so Prof. Kirchner, der dann auch gleich viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzeigte:

Hochschule Hof bietet Möglichkeiten für Betriebe jeder Größe

„Die Hochschule Hof verfügt mit ihren 4 Fakultäten, 6 Forschungsinstituten sowie unter anderem dem Digitalen Gründerzentrum Einstein1 über ein breites Angebot zur Zusammenarbeit in Forschung, Lehre, Weiterbildung und Gründungsförderung. Wir sehen ein klares Potenzial, die Vernetzung zwischen Hochschule und Wirtschaft weiter zu stärken – insbesondere durch niedrigschwellige Formate wie fachspezifische Seminare oder Innovations-Workshops“, so Prof. Kirchner.

Auch Andreas Pöhlmann, Vorsitzender der Fördergesellschaft der Hochschule Hof, betonte die Bedeutung des Dialogs zwischen Hochschule und Wirtschaft:

Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Wissenschaft und Wirtschaft in unserer Region enger zu verzahnen. Die Fördergesellschaft versteht sich hier als Brückenbauer und Impulsgeber. Wir müssen in Zukunft auch die Schnittstellen zwischen Hochschule und kleineren Unternehmen verstetigen – denn viele wissen hier noch gar nicht die Möglichkeiten richtig einzuschätzen, die ihnen unsere Hochschule bietet.“

Andreas Pöhlmann, Vorsitzender Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Hof e.V.

Dank an Fördergesellschaft

Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Lehmann sprach abschließend insbesondere der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Hof seinen Dank aus: „Unsere Fördergesellschaft, die für die Größe unserer Einrichtung eine erstaunlich breite Basis hat, unterstützt die Hochschule an vielen Punkten. Dass sie sich nicht nur finanziell, sondern auch strategisch einbringt, zeigt das Engagement bei dieser Untersuchung.“

Rainer Krauß

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