Kostenlos abonnieren

Werden Sie regelmäßig per E-Mail über neue Ausgaben der campuls informiert. Sie können Ihr kostenloses Abo jederzeit einfach online über den Abmeldelink im Newsletter kündigen.

Weitere Infos zu Datenschutz & Widerrufsrecht finden Sie hier.

Europäisches Management Institut feiert 20. Geburtstag: KI als kreativer Problemlöser

Mit einer Festveranstaltung in den Räumlichkeiten des Instituts für Informationssysteme (iisys) hat das Europäische Management Institut e.V. (EMI) an der Hochschule Hof seinen mittlerweile 20. Geburtstag begangen. Im Jahr 2004 von Professoren der Hochschule Hof und Unternehmen gegründet, fördert das Institut seither Wissenschaft und Forschung, die Aus- und Weiterbildung und setzt sich zudem für die internationale Zusammenarbeit ein. Bei der Festveranstaltung stand nun das Thema Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt.

Prof. Dr. Friedwart Lender nahm die Gäste mit auf eine kurze Zeitreise durch die Aktivitäten des EMI-Institutes in den letzten 20 Jahren; Bild: Hochschule Hof;

Nach der Begrüßung durch den Vorstand des EMI-Instituts, Prof. Dr. Friedwart Lender und Prof. Dr. Stefan Wengler, wurde die Festveranstaltung vor rund 70 geladenen Gästen durch Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann offiziell eröffnet. In seinem Grußwort betonte er im Vorblick auf das Thema des Abends die Wichtigkeit des Themas KI zur Lösung essentieller Probleme der Menschheit. Bei vielem sei man bereits auf dem Weg, mit Hilfe der Technik in kürzester Zeit ganz neue Lösungswerkzeuge zu entwickeln.

„Wir als Hochschule wollen hier ein wichtiger Faktor zwischen Grundlagenforschung und praktischer Anwendung in der Industrie sein.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann

Forschung heute an Hochschulen sehr präsent

Prof. Dr. Tobias Plessing, Leiter des Instituts für Wasserstoff- und Energietechnik (iwe) und Bundesvorsitzender des Hochschullehrerverbandes, ging anschließend in seinem Beitrag auf den Erfolg der Hochschule Hof ein, die sich innerhalb dreier Jahrzehnte von einer Fachhochschule zu einem Motor der angewandten Forschung, der Innovation und des Transfers entwickelt habe.

Zu Beginn ihrer Geschichte, also ab 1971, waren die Fachhochschulen bessere Berufsschulen. Es ging rein um praktische Anwendbarkeiten und die pure Qualifikation für den Arbeitsmarkt. Seit den 90er Jahren aber gibt es die Drittmittelförderung, die ganz massiv auch den Forschungsbereich an den heutigen Hochschulen vorangebracht hat.”

Prof. Dr. Tobias Plessing, Bundesvorsitzender Hochschullehrerverband

Und weiter: “Wir lehren heute, die passenden Fragen zu stellen und sie auch forscherisch zu beantworten, und agieren dabei in engstem Austausch mit der Wirtschaft, für die wir auch in vielen Fällen echte Problemlöser sind“, so Prof. Plessing.

Prof. Dr. Tobias Plessing; Bild: Hochschule Hof;

So sei die Forschung mittlerweile ein fester Bestandteil des Hochschulalltags, was die heutige Hochschule deutlich von der alten „Fachhochschule“ unterscheide.

Erfolgsmodell Hochschule

Allein die Zahlen sind beeindruckend: Verzeichneten die bayerischen Hochschulen zum Start in den 70er Jahren noch 900 Lehrende bei 17.000 Studierenden, so seien diese Zahlen mittlerweile auf 3.000 Lehrende und 120.000 Studierende angewachsen. Auch bundesweit seien die Hochschulen eine Erfolgsgeschichte: „Von 3 Millionen Studierenden in Deutschland studieren 1,2 Millionen mittlerweile an Hochschulen“, erläuterte Prof. Tobias Plessing. Letztlich gäbe es aber kaum ein Flächen-Bundesland wie Bayern, in dem die Etablierung der Bildungsinstitution Hochschule so gut gelungen sein.

KI wird Menschheit überholen – aber noch nicht bald!

In seinem Keynote-Vortrag widmete sich Dr. Eldar Sultanow, Autor und IT-Experte für Künstliche Intelligenz und digitale Menschlichkeit, dem Thema „KI statt K.o. – Chancen nutzen, Herausforderungen meistern“. Sultanow gilt als Informatik-Guru und bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung mit. Zu seinem Spezialgebiet sei er als Kind und Jugendlicher über die Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ gekommen. „Diese Serie hat einen Typen wie mich erst gesellschaftlich salonfähig gemacht“, merkte er eingangs ironisch an.

Dr. Eldar Sultanow, Autor und IT-Experte für Künstliche Intelligenz; Bild: Hochschule Hof;

Letztlich sei vieles von dem, was im letzten Jahrhundert als pure Zukunftsmusik galt, mittlerweile verwirklicht – von präzisen Wetterprognosen über genaue Navigation beim Joggen oder den Spurhalteassistenten beim Autofahren. Trotzdem sei man aktuell von einer „starken KI“, also einer solchen mit eigenem Bewusstsein noch sehr weit entfernt. „Man geht davon aus, dass KI erst innerhalb der nächsten 30 bis 40 Jahre die Fähigkeiten des Menschen erreichen und einige Jahre später dann auch übertreffen wird“, so Sultanow. Aktuell sei es der KI lediglich möglich, eine Vielzahl menschlicher Emotionen zu erkennen und darauf zu reagieren. „Hierbei handelt es sich aber um mathematische Algorithmen zur Bild- und Spracherkennung und nicht um echte Emotionen von KI. Das Maschinelle Lernen ahmt die Fähigkeiten des Menschen lediglich in Einzelbereichen nach“, stellte Sultanow klar.

Unendliche Möglichkeiten – im Guten wie im Schlechten

Trotzdem würden generierte Bilder, Sprache und Videos immer realistischer und seien schon jetzt kaum noch von der Realität zu unterscheiden, so der KI-Experte. Dies öffne der Manipulation von Menschen natürlich viele Türen, auch wenn es die KI sei, die solche Dinge aufspüren könne. Trotzdem seien die Möglichkeiten der Technik gerade auch für das Fortkommen und die Problemlösungen der Menschheit gigantisch:

„KI rettet menschliches und tierisches Leben. Sie erkennt frühzeitig Wilderer in der Savanne in Afrika, KI pflanzt über die Steuerung von Drohnen Samen in schwer zugänglichen Bereichen oder sie erkennt schon aus der Luft Borkenkäferbefall. Sie kann Tiere mit unverwechselbaren Merkmalen wie Wale, Giraffen oder Schildkröten in Sekundenbruchteilen erkennen und zu ihrem Schutz beitragen. Die Künstliche Intelligenz ist an vielen Stellen auch eine effektive Waffe gegen den Klimawandel oder den Raubbau an den weltweiten Fischbeständen“, gab Sultanow viele positive Anwendungsmöglichkeiten zu bedenken, die in der Zukunft noch massiv erweitert würden. So könnten mittlerweile sogar Krebsmedikamente auf der Basis der Künstlichen Intelligenz entwickelt werden, da Abermillionen von Therapiedaten vorhanden und eingespeist werden könnten.

Tiefere Beziehungen zwischen Mensch und Maschine

Schlussendlich zeigten Studien heute bereits noch eine weitere Entwicklung: „Es wird in der Zukunft auch tiefere Beziehungen zwischen Mensch und Maschine geben. Menschen neigen bereits heute dazu, emotionale Beziehungen zu Dingen aufzubauen – wenn es beispielsweise um das geliebte Auto geht. Da davon ausgegangen werden kann, dass KI ihre eigene Empathie gegenüber der Umwelt immer mehr verbessern wird, wird sich dies noch um einiges steigern. Schon heute wird die Technik in der Autismustherapie eingesetzt, wo KI den Mitfühlfaktor professioneller Psychotherapeuten bereits übertrifft“, erläuterte Sultanow. Das Fazit seines Vortrags fiel schließlich optimistisch aus:

Natürlich: Das Ersetzungspotential der KI für den Menschen ist – in einigen Bereichen – enorm. Aber letztlich ist es wie überall: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die KI ist aber nur ein Werkzeug, sie hat keine eigene Intention. Erst dann könnte sie theoretisch gefährlich werden und der Mensch wäre seiner Verantwortung nicht gerecht geworden. Solange aber können wir mit der KI unglaublich gute Dinge machen!“

Dr. Eldar Sultanow

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Erfahrungsaustausch beim gemeinsamen „Come together“.

Über das EMI:

Das Europäische Management Institut e.V. (Emi) an der Hochschule Hof unterstützt Kooperationsprojekte zwischen der regionalen Wirtschaft und der Hochschule Hof und organisiert deren Zusammenarbeit. Zudem fördert es gemeinsame Forschungsprojekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie deren Veröffentlichung. Das Institut vergibt außerdem jährlich Auszeichnungen an herausragende Studierende (Masterpreis, Bestpreis Logistik) und unterstützt wissenschaftliche Projekte mit Fördermitteln. Schließlich organisiert das Institut Fachtagungen und Kongresse zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis.


Rainer Krauß

Weitere Themen