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Brandopfer: Schnelle Hilfe von Hochschule, Fördergesellschaft und „Oma Ilse“

Es war einer der größten Brände der letzten Jahre in der Region: Am 8. August 2022 mussten in Hof insgesamt 60 Personen im Bereich Marienstraße und Bachstraße evakuiert werden, da mehrere Häuser und Gebäudeteile in Flammen aufgingen. Insgesamt 7 Personen wurden dabei verletzt und es entstand Schaden in Millionenhöhe. Auch zwei Studenten der Hochschule Hof waren direkt von dem Unglück betroffen.

Totale Zerstörung: Von vielen persönlichen Gegenständen war nach dem Brand vom 8. August kaum noch etwas übrig; Bild: privat;

Es war ein schöner und ruhiger Sommertag als sich Pratikkumar Parmar und Vaishnav Mayil Valappil, Studenten der Hochschule Hof, in ihren erst kürzlich bezogenen Wohnungen in der Hofer Marienstraße aufhielten. Doch innerhalb weniger Sekunden sollte sich für beide alles verändern.

Schnelle Flucht aus den Wohnungen

„Es muss gegen 15:30 Uhr gewesen sein als ich Geräusche im Erdgeschoss des Hauses bemerkte. Ich sah aus dem Fenster und traute meinen Augen kaum: Große Flammen schlugen an der Hauswand entlang nach oben. Schnell versuchte ich noch einige Nachbarn zu warnen und flüchtete nach draußen“, berichtet Pratikkumar Parmar, der in Hof Sustainable Water Management and Engineering (M.Eng.) studiert. Ähnlich erging es auch Vaishnav Mayil Valappil, der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal seit einer Woche in Hof wohnte und im Wintersemester 2022 sein Operational Excellence Studium startet:

Ich bemerkte, dass etwas stark roch. Als ich mein Zimmer verließ, war auch schon dicker Rauch zu sehen, der aus dem hinteren Teil des Gebäudes kam. Ich schnappte mir sofort meine Brieftasche und meinen Laptop und rannte aus dem Gebäude“.

Vaishnav Mayil Valappil

 Im Freien trafen dann die ersten Rettungskräfte ein und versorgten die schockierten Anwohner – auch psychologisch. Positiv allein: Anders als vier andere Anwohner blieben die Studenten durch das Feuer unverletzt.

Unbürokratische Hilfe

Im weiteren Verlauf des Tages brannten einige Teile der betroffenen Häuser aus. Doch selbst was nicht Raub der Flammen wurde, war durch Löschwasser so stark zerstört, dass eine Rückkehr in die Wohnungen vorerst undenkbar wurde. Die Betroffenen standen somit von einer Stunde auf die andere auf der Straße. Im Nachgang zu dem Brand wundert beide, dass zunächst keine Sirenen zu hören waren: „Erst als die Feuerwehr und andere Rettungsfahrzeuge kamen, waren auch Warntöne zu hören.“

Kam mit dem Schrecken davon: Pratikkumar Parmar; Bild: privat;

Doch zumindest die staatliche Hilfe funktionierte in diesem Fall schnell und unbürokratisch: Für die erste Nacht wurden Pratikkumar und Vaishnav in eine Unterkunft gebracht, welche die deutschen Behörden zur Verfügung stellten. Danach waren dann auch schnell Freunde an der Seite der Studenten: „Ich berichtete einigen Kommilitonen aus meinem Studiengang von dem was geschehen war. Sie luden mich sofort zum Abendessen ein und organisierten weitere Übernachtungsmöglichkeiten für mich. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Pratikkumar Parmar, der mittlerweile eine neue Wohnung gefunden hat und diese derzeit bezieht.

Hochschule und Fördergesellschaft unterstützen

Und auch seitens der Hochschule kam Unterstützung in schwieriger Zeit: „Die Hochschule Hof hat uns kostenlos einen Laptop geliehen und die Fördergesellschaft hat uns jeweils 500 EUR gespendet, um damit einen kleinen Teil des Schadens zu kompensieren“, berichtet Vaishnav. „Besonders möchten wir Borbála Thurnay vom Housing-Office der Hochschule danken, die uns mit Rat und Tat zur Seite stand und ständig mit uns in Kontakt blieb. Außerdem hat uns auch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule Hof mit einer Spende bedacht, für die wir uns sehr herzlich bedanken möchten“, so die beiden Brandopfer unisono.  Generell berichten beide von einer großen Hilfsbereitschaft auch aus der Hofer Bevölkerung. Pratikkumar Parmar kann dabei aber von einer ganz besonderen Begebenheit erzählen:

“Oma Ilse” als rettender Engel

„Weil ich für meine nun abgebrannte Wohnung Anfang des Sommersemesters bei ihr ein gebrauchtes Sofa gekauft habe, kam ich in Kontakt zu einer Deutschen namens Ilse Innmann. Weil ich selbst kein Auto hatte, hat sie mir das Sofa selbst geliefert, was schon wirklich sehr nett von ihr war. Als sie aber von dem Feuer hörte, rief sie mich an und fragte mich, ob es mir gut gehe. Schon, dass sie sich an mich erinnerte, überraschte mich. Ich informierte sie über meine Situation und sie half mir sofort, das Nötigste innerhalb kürzester Zeit zu organisieren. Einer ihrer Nachbarn gab mir dann sogar ein Tablet und sie selbst half mir Teilzeitjobs zu finden“, freut sich Pratikkumar. „Nun war ich ihr nicht mehr fremd in diesem Land und Ilse war es auch nicht mehr für mich. Wir haben seitdem eine sehr emotionale Beziehung zueinander und ich nenne sie seither nur noch Oma Ilse.” Und weiter:

Das Feuer hat mir Vieles genommen, aber es hat mir gute Menschen gegeben!“

Pratikkumar Parmar

Ein eingestürztes Dach und verkohlte Wohnräume, aus denen wenig zu retten war; Bild: privat;

Trotz aller Hilfe: Ein Schock und eine sehr schwierige Zeit sei es für die beiden jungen Männer natürlich trotzdem gewesen – immerhin waren sie erst wenige Tage bzw. Monate in der Stadt: „Das Feuer hat mich nicht körperlich verletzt, aber es hat schon ein seelisches Trauma bei mir hinterlassen, das ich zunächst bewältigen muss“, räumt Pratikkumar ein. Derzeit bereitet er sich auf das neue Wintersemester vor und ist auf der Suche nach einem Job, um sich beim Studium etwas dazu zu verdienen.


Rainer Krauß

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